Norwegen 2011

Tolles Fjordboating

Es ist kein Fluss, kein Kanal, kein See und auch kein Meer…, es ist lang, schmal, tief und von einer atemberaubenden Natur umgeben… Was es ist? Es ist der längste und größte Fjord in Norwegen: der Sognefjorden. Die Fahrt auf diesem Fjord kann also nicht als „canalboating” bezeichnet werden … Daher haben wir die wunderschöne Fahrt übers Wasser passenderweise „fjordboating” genannt.

 

Über vier Jahre lang habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich mir meinen „norwegischen Bootstraum” erfüllen könnte. Mein Hauptziel war der Telemarkkanal. Wo aber kann ich ein Boot mieten, wenn es in Norwegen keine klassischen Charterunternehmen gibt? Dann habe ich am Sognefjorden einen „Bootsverleih” mit einer kleinen Motoryacht entdeckt, die vielleicht für unser Ziel, den ganzen Fjord zu durchfahren, geeignet wäre. So begann ich mit dem Eigentümer zu verhandeln … Und Gjermund hat mein Plan gefallen, so dass der Realisierung nichts mehr im Wege stand.


 

Sognefjorden, einer der unzähligen norwegischen Fjorde, ist etwas ganz Besonderes. Der längste aller Fjorde schneidet sich auf einer Länge von über 200 km senkrecht aus dem Meer in das Festland hinein und beeindruckt auch durch seine Tiefe, die bis zu 1.300 m beträgt. Sognefjorden ist in viele Nebenfjorde verzweigt, von denen zum Beispiel der schmalste und wildeste, der Nærøyfjord, wegen seiner Schönheit in das UNESCO-Weltnaturerbe aufgenommen wurde. Auch Sognefjorden ist relativ schmal – nur 1 bis 5 km – und von bis zu eintausend Meter hohen Bergen gesäumt. Der ewige Schnee auf den Berggipfeln gibt der „Sommerbootsfahrt” einen rauen Touch. Diese Schönheit haben wir ganze fünf Tage lang genossen.

Das Boot haben wir uns von Gjermund Flage in einem kleinen, abgeschiedenen, ehemaligen Fischerhafen ausgeliehen, dort, wo Sognefjorden auf das Meer trifft. „Quicksilver 640” ist ein wunderschönes Boot, das man allerdings nicht als bewohnbar ansehen kann, wie man es zum Beispiel aus Holland kennt. Wir sind aber keine Weicheier. Je weniger Ausstattung, desto schneller fährt das Boot. Und weil uns in den 5 Tagen eine 300 km lange Strecke erwartete, kam die Geschwindigkeit über 30 km/Std. „bei Zeitverzögerung” gerade recht. Die Qualitäten des Boots zeigten sich schon am Start: von der offenen Nordsee trennte uns nur eine „Kette” kleiner Felsinseln, die aber nicht verhindern konnten, dass das Boot durch die großen Ozeanwellen heftig ins Schaukeln kam … bald aber konnten wir in die ruhigeren und windarmen Gewässer innerhalb des Fjords entfliehen.

Der Weiterfahrt stand dann nichts mehr im Wege, weder die zahlreichen großen Fähren, die die Autobrücke über den Fjord ersetzen, noch die riesigen Ausflugsschiffe, die Touristen „tief ins Landesinnere” bringen. Die steilen Felsufern des Fjords mit den allgegenwärtigen Wasserfällen wechselten sich mit kleinen Städtchen ab, die an geeigneten Stellen am Fjordufer entstanden: Høyanger, Balestrand, Sogndal, Gudvangen, Flåm und viele weitere kleinere Siedlungen und Einöden, oftmals nur übers Wasser erreichbar. In diesen geschützten Talbecken mit warmem Mikroklima findet man große Kirsch- und Apfelbaumgärten, die uns erahnen lassen, dass eine Maifahrt noch eindrucksvoller ausfallen würde.

Das Ziel unserer Bootsfahrt, Nærøyfjord, ist eine echte Perle unter den Fjorden. Tausend Meter steile Felsufer, Breite nur zwischen einigen Dutzend bis hundert Metern… die Fahrt vermittelt ein sehr intensives, romantisches Erlebnis. Hier lässt man das Boot langsam über die Wasserfläche gleiten, damit kein lautes Motorgeräusch die wunderbare Stille zwischen den Felsen stört. Am Ende des Fjords liegt die Kleinstadt Gudvangen, die unter anderem zum Sommerlager der „Europäischen Gemeinschaft der Wikinger der Neuzeit” ausgewählt wurde. Mehrere Wochen im Jahr leben sie hier genauso wie einst die Wikinger, und außerdem fahren hier das ganze Jahr über Wikingerboote. Das riesige Ausflugsschiff am Ende des nächsten Fjords, des Aurland-Fjords, im Hafen des Städtchens Flåm, zeugt davon, dass sich die Schönheit der norwegischen Fjorde auch von einem Luxuskreuzfahrtschiff genießen lässt.

Die fünf Tage sind wie im Flug vergangen, aber die Erinnerungen bleiben.
Dazu möchte ich noch erwähnen, dass die Fahrt auf dem Sognefjorden nicht unser einziges Ziel in Norwegen war. Etwa zehn Tage lang wanderten wir durch die wunderschöne norwegische Natur. Eine Besichtigung wert sind der Telemarkkanal, der Gletscher Jostedalsbreen oder die alte Kirche Stavkirke in Borglund, außerdem sollte man sich die Fahrt durch den längsten Tunnel der Welt, den 26 km langen Aurland-Tunnel, nicht entgehen lassen.


 

Juli 2011

Charter: www.skivenes.no