Frankreich 2007

Mit dem Boot nach Paris – Pläne und Realität

Nach Paris kann man mit dem Schiff aus mehreren Richtungen kommen: stromabwärts oder stromaufwärts der Seine, vom Norden auf der Oise, vom Osten auf dem Kanal Ourcq oder auf der Marne – wir haben gerade diese „Richtung“ gewählt – vielleicht auch deswegen, dass es hier eine der wenigen Möglichkeiten der Anmietung einer Motoryacht gab. Auch wenn wir alles perfekt geplant haben, hat unser Plan nicht geklappt und zum Schluss haben wir Paris nur „auf dem Landweg“ besucht.

 

Der Plan

Unser Plan war einfach und klar: am Montag, den 30. April, fahren wir los um 14,00 Uhr aus La Ferté-sous-Jouarre, wo wir in der lokalen Marina eine Motoryacht Riviera 750 namens „Verseau“ übernehmen, ein Schiff groß genug nur für zwei Personen, ganz zu schweigen vom Hund. Dieser Stützpunkt France Passion Plaisance ist am 91.km der Marne. Plangemäß starten wir sofort und bis Abend fahren wir nach Meaux am 143.km – das bedeutet 43 km und zwei Schleusen. Am Dienstag stehen wir morgen früh auf und während des Tages fahren wir ganz bequem nach Paris, wo wir sicherheitshalber einen Ankerplatz für zwei Nächte in einer viel besuchten Marina Port Arsenal gebucht haben, die sich an der Kanalmünde Saint Martin in die Seine fast im Standzentrum befindet. Dies stellt eine Tagesportion von zirka 50km und 6 Schleusen dar, davon 45km auf der Marne und die restlichen 5km schon auf der Seine. Am Mittwoch planen wir in Paris zu bleiben – entweder machen wir einen Spaziergang durch die Stadt oder eine kleine Rundschifffahrt auf der Seine unter den Pariser Inseln und Brücken. Dann am Donnerstag kehren wird auf dem gleichen Weg und mit dem gleichen Tempo zurück, so dass wir bis Freitagnachmittag in der Heimatsmarina in La Ferté sind.
So hat unser Plan über die „Eroberung Paris“ ausgesehen und bis Montagnachmittag schien nichts im Wege zu stehen. Dann kamen aber die „Verschwörungen“ …

Die Marne

Der Fluss Marne ist befahrbar, besser gesagt schiffbar durch die Kanäle, in der Länge von 178 Flusskilometern mit 18 Schleusen und einigen kürzeren oder längeren Seitenkanälen. In Paris mündet sie in die Seine. Die Schleusen auf der Marne sind kleiner – ca. 40 x 5 m, für die Leichter Typ Peniche – und der nicht so viel häufige Frachtbetrieb wird langsam mit dem „Schifftourismus“ verdrängt. Am Anfang ihrer Befahrbarkeit fließt sie durch das romantische Weinland Champagne, wenn man sich zu Paris nähert, überwiegt das dicht bewohnte Flachland Ile-de-France.
Die schiffbare Strecke der Marne ist Teil eines sehr interessanten Wasserwegs, der Paris mit Strassburg und die Seine mit dem Rhein verbindet. In der Stadt Épernay geht die nicht befahrbare Marne in den „Le canal laterál á la Marne“ über, der 66km ist und den mäandrierten Oberlauf folgt. In der Stadt Vitry-le-Francois beginnt der historische „Canal de la Marne au Rhin“ (siehe Reisebericht Frankreich 2001). Er hat alles, wonach das Herz eines Maaten sehnt: viele Schleusen, Schiffhebezeug, einige lange Tunnels, kreuzt zwei Großflüsse und geht durch altertümliche Städte, …

Die Verschwörungen

Den ersten „bösen Streich“ über unseren Plan haben wir kurz vorm Starten erfahren. Die Schleusen oder besser gesagt das Bedienpersonal haben konspiriert, weil sie sich entschieden haben, den 1. Mai zu feiern und die Schleusen zu schließen – eigentlich diese nicht aufzumachen…. Deswegen konnten wir nur nach Meaux mit dem Schiff fahren und dort den ganzen Dienstag verbringen, ohne etwas zu tun. Zum Schluss haben wir dies jedoch „operativ organisatorisch“ gelöst und die Beendigung unsere Schifffahrt in Paris schien noch realistisch zu sein.
Aber einen entgültigen „Gnadenstoß“ hat uns unser Schiff eingesetzt, das sich entschloss zu stoppen seinen Motor abzukühlen. Bereits am Montag gegen Abend bei der Fahrt nach Meaux haben sich Probleme mit der Motorüberhitzung gezeigt. Am nächsten Tag habe ich das Filter und die Ansaugleitung gereinigt und gedacht, dass ich die Ursache behoben habe. Der Defekt war aber größer und bereits nach einer Stunde unserer Schifffahrt am Mittwoch, als wir endlich Richtung Paris losgefahren sind, müssen wir „unter den Weiden notlanden“ und das Servicezentrum der Marina anrufen. Die Serviceleute müssen dreimal kommen, weil…..die Wasserpumpe, dann das Wasserthermostat und schließlich die gebrochene Aufpuffleitung auszutauschen waren. Die Reparaturen haben bis Donnerstagmittag gedauert und unser Paristraum hat verraucht wie der Dampf aus dem überhitzten Motor.

Die Realität

Am Montag sind wir nach einer kurzen Schiffübernahme – das war unsere erste und letzte geplante Aktivität – stromabwärts aus La Ferté nach Meaux losgefahren. Die Marne ist am Unterlauf etwa so breit wie die Elbe in Köln und der Strom erhöht die Geschwindigkeit nur gering. Die zwei Schleusen direkt am Start unserer Schifffahrt haben wir ohne Probleme und mit ausreichender Zeitreserve bis 18,00 Uhr geschafft, wann der Tagesbetrieb endet – wahrscheinlich hat man über uns bereits gewusst und der Weg war vorbereitet. Mit den restlichen 20km des freien Flusses mussten wir uns beeilen und in der Stadtmarina in Meaux haben wir um ca. 20,00 Uhr geankert. Die Marina war leer, befindet sich im Stadtzentrum, ist gut ausgestattet und kostenlos, was sich später als günstig erwiesen hat, denn wir haben dort insgesamt dreimal übernachtet.
Während der Schifffahrt haben wir unsere Verzögerung vom 1. Mai gelöst: wir lassen das Schiff in Meaux ankern und am Dienstag fahren wir nach Paris mit dem Zug – was wir auch gemacht haben. Am Mittwoch sind wir früh aufgestanden und bereits vor 8,00 Uhr haben wir auf die Aufmachung der ersten Schleuse direkt in Meaux gewartet, welche die Schiffe in einen 11km langen Seitenkanal „Canal de Chalifert“ lässt, der den langen und nicht schiffbaren Mäander des Flusses verkürzt. Und auf diesem Kanal hat sofort nach einer Stunde Fahrt der Motor gestreikt, hier haben wir lange auf drei Reparaturen gewartet, hier mussten wir im Stadthafen Esbly übernachten und bis Donnerstagmittag bleiben.
Nach der Reparatur, als das Schiff schien in Ordnung zu sein, wollten wir, bevor wir zurückkehren, noch ein Stück weiter fahren und nach Meaux vor 18,00 Uhr vor Absperren der Schleuse zurückfahren. Der Kanal Chalifert endet an seinem unteren Ende mit zwei direkt hintereinander gebauten Schleusen mit einem 300m langen Tunnel in der Mitte. Wir fahren noch bis zirka 15,00 Uhr nachmittags, zuerst auf dem Fluss und dann auf dem weiteren Seitenkanal „Canal de Chelies“, wo wir uns in der Mitte umdrehen. Der Kammerdienst an der Schleuse in der Münde musste wundern, dass er uns nach unten gelassen hat und wir nach einer halben Stunde wieder nach oben wollen. Aber er hat sich damit auseinander gesetzt.
Um 18,00 Uhr sind wir wieder in Meaux. Dort wurden wir angenehm überrascht: die Besatzung eines Schiffs, das im Hafen bereits seit Montag geankert hat, hat uns auf ihren Deck eingeladen. Es hat sich gezeigt, dass sie Australier aus Melbourne sind, die für zirka 6 Wochen auf den französischen Kanälen herumwandern wollen, bevor sie das Schiff an eine weitere Besatzung übergeben und so werden die Besatzungen die ganze Saison wechseln.
Und dann am Freitag, noch unter dem Morgennebel fahren wir los nach La Ferté, um das Schiff zurückzugeben und unsere nicht so erfolgreiche Schifffahrt zu beenden.

 

Auch wenn die unvorhergesehenen Verschwörungen unsere Pläne ganz anders geändert haben, denke ich, dass der Fluss Marne in Verbindung mit einer eventuellen Schifffahrt auf der Pariser Seine oder vielleicht auf den Kanälen St. Martin und St. Denis zu einem interessanten Erlebnis werden könnte.

 

Mai 2007

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